WAZ 05.05.2006

Warnung vor der „Hinrichtung" des „Weltstars"


HSH: Prof. Roland Günter holte zum Rundumschlag gegen alle Sanierungs-Verantwortlichen aus und wirft Investor Betrug vor. Stadt soll die Xeris verklagen. Rettung des Gebäudes oder der Fassaden hält er für möglich. Appell an OB Baranowski

Eine einstündige Generalabrechnung mit allen Verantwortlichen der Hans-Sachs-Haus-Sanierung nahm gestern Prof. Roland Günter im MiR-Cafe vor. Der Kulturhistoriker, Autor („Im Tal der Könige") und Sprecher im Deutschen Werkbund NRW richtete bei der von der Initiative des Bürgerbegehrens einberufenen Pressekonferenz den Blick allerdings auch in die Zukunft. Tenor: Für die Rettung des „Weltstars" Hans-Sachs-Haus oder zumindest der Fassade sei es noch nicht zu spät.

Auf eine Kette von 24 „Denkfehlern" führt Günter das „Desaster" zurück. Im Zentrum seiner Attacken: der Investor Xeris. „Hochgradige Sachbeschädigung mit Betrugsabsicht', wirft er Heftkamp & Co. vor. Der Investor habe betrogen, weil er zur Erhöhung des Gewinns das Vertragsziel geändert habe - Abriss statt Sanierung. Folge: Das Gebäude sei durchlöchert wie ein Schweizer Käse und „tot gegutachtet" worden; Bauschäden seien nur vorgetäuscht worden. Und: Der Investor habe das Hans-Sachs-Haus wie einen Neubau behandelt und entsprechende Standards angelegt - auch hinsichtlich des Brandschutzes. All das versetze die Stadt in die Lage, so die Meinung des Professors, den Spieß umzudrehen und das Firmenkonsortium Xeris wegen Vertragsbruches zu verklagen.

Die Verhandlungsstrategie und das Verhalten der Verwaltung nannte Günter „einfältig", „naiv" und „unintelligent'. Die Anwaltskanzlei der Stadt („furchtbare Juristen") solle man zum Teufel jagen. Dem obersten Denkmalschützer in Münster bescheinigte er zwar Durchblick, bezeichnete ihn wegen seines defensiven Verhaltens aber als „Weichei".

Im Bilde sei er dank Recherchen und guter Kontakte, betonte der Professor. Sowohl bei der Stadt als auch beim Investor habe er Informanten.

In den höchsten Tönen lobte Roland Günter dagegen die Initiatoren des Bürgerbegehrens (AUF, PDS, MLPD, WASG). Diese Art des Widerstands und der Opposition sei in Deutschland einmalig.

Über OB Frank Baranowski sagte er: „Wenn er das Hans-Sachs-Haus wirklich hinrichtet, hat er das Problem nicht gelöst, sondern gleich mehrere weitere Probleme.“ Ein riesiger Skandal und der „Pranger der Geschichte“ stünde der Stadtspitze dann bevor.

Das Hans-Sachs-Haus sei längst kein regionales Thema mehr, sondern werde bundesweit genau verfolgt. Die Hoffnung auf Einsicht bei der Stadt habe er nicht aufgegeben - auch nicht nach einem Gespräch mit dem OB und Stadtbaurat von der Mühlen vor sechs Wochen. Er setze vor allem auf die städtische Veranstaltung mit der „Fachöffentlichkeit“ am 30. Mai. Auch Professor Ganser (IBA) wolle teilnehmen. In der kommenden Woche will Günter vorstellen, wie die Fassade dank eines Modells des „Weltklasse-Architekten“ Bernhard Küppers trotzdem erhalten werden könne. Das 24-seitige Ergebnis seiner Recherchen (kleingedruckt) will er in Kürze ins Internet stellen (www.deutscher-werkbund.de). loc



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